Home » News » Allgemein » Forschung: Sicherer Weg zu Industrie 4.0

Forschung: Sicherer Weg zu Industrie 4.0

Industrie 4.0 bedeutet nicht nur die Einführung neuer Technologien, sondern hat große Auswirkungen auf sämtliche Unternehmensbereiche. Für Betriebe ist es wichtig, mögliche Risiken frühzeitig zu erkennen und mit passenden Maßnahmen gegenzusteuern. Methoden für dieses Risikomanagement liegen nun im vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) mit rund 2,7 Millionen Euro geförderten Forschungsprojekt „SORISMA – Soziotechnisches Risikomanagement bei der Einführung von Industrie 4.0“ vor.

2 Min. Lesezeit
©AdobeStock/dlyastokiv

Fahrerlose Transporter sorgen für effiziente Lagerlogistik. Aber stören sie nicht die Laufwege der Mitarbeiter:innen? Und welche Auswirkungen haben digitale Prozesse auf Arbeitskultur und Mitarbeiterzufriedenheit? Fragen wie diese lassen sich mit Hilfe praxiserprobter Methoden zur Risikobewältigung bei der Einführung von Industrie 4.0 beantworten. 

Industrie 4.0 bedeutet nicht nur die Einführung neuer Technologien, sondern hat große Auswirkungen auf sämtliche Unternehmensbereiche. Für Betriebe ist es wichtig, mögliche Risiken frühzeitig zu erkennen und mit passenden Maßnahmen gegenzusteuern. Methoden für dieses Risikomanagement liegen nun im vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) mit rund 2,7 Millionen Euro geförderten Forschungsprojekt „SORISMA – Soziotechnisches Risikomanagement bei der Einführung von Industrie 4.0“ vor. Entwickelt wurden sie vom Fraunhofer IEM, dem Fraunhofer IML, dem Heinz Nixdorf Institut der Universität Paderborn, der Unity AG und myview systems in einem dreijährigen Forschungsvorhaben.

„Wichtig zu verstehen ist: Risiken der Industrie 4.0 beschränken sich nicht auf den Bereich der Technik. Stolpersteine bei der erfolgreichen Einführung liegen ebenso in den Bereichen Organisation und Mensch. Das Verständnis für diese Zusammenhänge war das Leitmotiv unserer Arbeit“, betont Daniela Hobscheidt, SORISMA-Projektleiterin vom Fraunhofer IEM.

Mehr Nutzen, weniger Risiken

Die Wissenschafter:innen arbeiteten im engen Austausch mit der Industrie. Vier Pilotunternehmen testeten die entwickelten Methoden anhand eigener Industrie-4.0-Projekte. Der Maschinenbauer MIT Moderne Industrietechnik plant beispielsweise, seine Lagerverwaltung künftig digital statt papierbasiert zu organisieren. „Für uns als KMU sind das große Investitionen und damit einhergehend große Veränderungen. Was im Projekt SORISMA deutlich wurde: neue Technologien müssen nicht nur funktionieren, sondern in der Belegschaft auch anerkannt werden. Und der Prozess sollte bereits im Vorfeld gut durchdacht werden. Wir wollen Veränderungen zum Nutzen aller einführen, deshalb ist es wichtig, Risiken vor der Einführung zu durchdenken“, erläutert Karusch Galstjan, Industrial Engineer bei MIT.

Weitere Pilotprojekte waren die agile Organisationsgestaltung bei Beulco, die prädiktive Anlagensteuerung bei Thyssenkrupp und die Einführung eines MES-Systems bei Westaflex. Zusätzlich wurden die Projektergebnisse in insgesamt 13 Industriekreisen diskutiert.

Vier Schritte gegen Industrie-4.0-Risiken

Insbesondere produzierende Unternehmen haben nun Zugriff auf Methoden, mit denen sie Risiken von Industrie 4.0 auf ihre gesamte Wertschöpfungskette analysieren, bewerten, steuern und überwachen können. Interessierte können sich dazu bei Stefan Gabriel, Wissenschaftler am Fraunhofer IEM (stefan.gabriel@iem.fraunhofer.de) melden.

  1. Risiken erkennen:

Was bedeuten agile Entwicklungsteams für die Produktentstehung? Was sollte man beim Einführen flexibler Arbeitszeitmodelle beachten? Insgesamt 55 Use Cases aus Bereichen wie Gesundheit, IT-Sicherheit oder Kultur machen mögliche Industrie 4.0-Risiken sichtbar.

  1. Risiken bewerten:

Wie hoch ein Risiko für ein bestimmtes Unternehmen jeweils ist, hängt immer von der individuellen Situation ab. Ein Bewertungsschema mit den Faktoren Schadenshöhe und Eintrittswahrscheinlichkeit hilft zu beurteilen, ob ein Risiko ernst genommen werden sollte.

  1. Risiken steuern:

Von einer besseren Kundenkommunikation über die Mitarbeiterqualifizierung hin zur Erhöhung der IT-Sicherheit: Unternehmen können aktiv Strategien entwickeln, um ihrer individuellen Risikosituation gegenzusteuern. Dafür entstanden 240 mögliche Gegenmaßnahmen inklusive entsprechender Handlungsoptionen.

  1. Risiken überwachen:

Wie erkenne ich einen Prozess in Schieflage oder einen gefährdeten Absatz? Unternehmen haben Zugriff auf 53 typische Indikatoren zur Überwachung und Prüfung von Risiken, z.B. die Fluktuationsrate oder die Dauer von Entscheidungsprozessen.

 

Foto: MIT Moderne Industrietechnik

Der Maschinenbauer MIT plant, seine Lagerverwaltung künftig digital statt papierbasiert zu organisieren. Im Projekt SORISMA setzte sich das Unternehmen frühzeitig mit möglichen Risiken auseinander und definierte passende Gegenmaßnahmen.

Andere interessante News

Cybersecurity-Konzept Netzwerksicherheit

Über die Hälfte deutscher Unternehmen von Netzwerkangriffen betroffen

Deutsche Unternehmen kämpfen mit zahlreichen Sicherheitsvorfällen: 54 Prozent berichten von Netzwerkangriffen, 42 Prozent von ausgeführtem Schadcode im Firmennetzwerk. Bedenklich: ...

Untersuchung eines System-Problems mit Lupe

Schwachstelle zur Umgehung von UEFI Secure Boot entdeckt

Eine gravierende Schwachstelle gefährdet die Sicherheit von UEFI Secure Boot: Angreifer könnten die Schutzmechanismen umgehen und unautorisierte Software starten. Microsoft reagier...

Backup & Recovery

Backup und Recovery: Fünf Trends für 2025

Strengere Vorschriften und wachsende Cybergefahren erhöhen den Druck auf Unternehmen, ihre Daten bestmöglich zu schützen. Doch traditionelle Ansätze reichen nicht mehr aus. Experte...