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Cyberbetrüger „baggern“ jetzt auch über Twitter und Direktnachrichten

Sophos hat zwei Cyberbetrugs-Ringe untersucht, deren Methoden für die Kontaktanbahnung einen neuen Trend markieren: Wurden die Opfer bislang über Dating-Apps angesprochen, gehen die Kriminellen neuerdings auch über Twitter und Textnachrichten.

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Foto: ©AdobeStock/Rokas

Für manchen Anleger im Goldhandel und in Kryptowährungen gibt es ein böses Erwachen: Ihre Investitionen landeten direkt in den Kassen von Cyberbetrügern. Typische Opfer waren bislang Nutzer von Dating-Apps, die im Rahmen einer vorgetäuschten Liebesbeziehung zu besonders „rentablen“ Geschäften überredet wurden. Sophos hat nun Details über zwei immer noch aktive Finanzbetrugsgruppierungen veröffentlicht, die ihre Opfer von Asien aus auf direkterem Wege um ihr Geld bringen. Der Sophos-Bericht „Fool’s Gold: Dissecting a Fake Gold Market Pig Butchering Scam“ beleuchtet die Vorgehensweise der sogenannten Pig Butchering- oder Sha-Zhu-Pan-Betrugsringe. Eine Gruppierung aus Hong Kong führt einen gefälschten Gold-Handelsplatz, eine weitere mit Sitz in Kambodscha und Verbindungen zum organisierten Verbrechen in China brachte den Betrügern in nur einem Monat eine halbe Million US-Dollar an Kryptowährung ein. Die Cyberkriminellen visierten den als Opfer getarnten Sophos-Forscher Sean Gallagher direkt via Twitter und Textnachrichten an.

„Wir verfolgen und berichten seit zwei Jahren über eine Untergruppe von Pig-Butchering- Betrügern namens CryptoRom“, so der Sophos Principal Threat Researcher Sean Gallagher. „Bei dieser besonderen Betrugsform ködern Cyberkriminelle Dating-App-Nutzer und verleiten sie im Verlauf einer vorgetäuschten Liebesbeziehung, vermeintliche Investitionen in Kryptowährungen zu tätigen. Aber CryptoRom ist wirklich nur die Spitze des Eisbergs. Seit Beginn der Pandemie hat diese Art des Cyberbetrugs massiv zugenommen. Die Kriminellen gehen ihre Opfer mittlerweile nicht mehr nur auf allen großen Social-Media-Plattformen, sondern sogar über Direktnachrichten an. Zudem beschränken sie sich nicht mehr nur auf Kryptowährungen, sondern benutzen auch Geschäfte mit Gold oder anderen Währungen und Handelsgütern als Köder.“

Für die Analyse des ersten Betrugs mit einem fiktiven Goldinvestment interagierte Gallagher drei Monate mit einem der Kriminellen nach deren direkter Kontaktaufnahme via Twitter. Der Betrüger gab sich als 40-jährige Frau aus Hong Kong aus und versuchte schnell, die Konversation zu WhatsApp zu verschieben. Von hier aus versuchte er, Gallagher zu einer Investition auf einer gefälschten Goldhandels-Plattform zu überreden und warb dafür mit „Onkel Martin“, angeblich ein früherer Analyst beim Wertpapierhandel- und Investmentbanking-Unternehmen Goldmann Sachs. Dafür lenkte der Kriminelle Gallagher direkt auf eine Webseite, die das Branding einer seriösen japanischen Bankgesellschaft namens Mebuki Financial imitierte, wo die Devisen- und Warenhandelsdienstleistungen erbracht werden sollten.

Technisch deutlich raffinierterer Betrug

Obwohl das Social Engineering bei diesem Betrug weniger ausgefeilt war als bei anderen von Sophos untersuchten Fällen, zeigt er eine deutliche Zunahme der technischen Raffinesse. Die Kriminellen nutzten eine aufwendige Kombination sehr effektiver Suchmaschinenoptimierung, verfeinerter Betrugsseiten zur „Registrierung“ neuer Klienten auf ihrer gefälschten Mebuki-Webseite und eine raubkopierte Version einer legitimen Handels-App („MetaTrader 4“) mit zugefügtem Schadcode, um den Opfern das Geld zu entwenden. Die Kriminellen haben sogar aktiv ihre Betrugs-Infrastruktur erneuert, um nicht abgeschaltet zu werden.

„Beide Betrüger-Ringe sind noch immer aktiv und es ist schwierig, sie zu stoppen. Während wir die Domains und IP-Adressen, die von den Angreifern aus dem Hong-Kong-Ring verwendet werden, als schadhaft markiert haben, richteten die Betrüger bereits eine neue Download-Infrastruktur für ihre raubkopierte Version der MetaTrader-App ein, so dass es für uns ein Kampf gegen Windmühlen ist“, kommentiert Gallagher den permanenten Kampf gegen die immer neuen Wege der Betrugsgruppen. „Die Organisationen sind immer breiter aufgestellt und wählen ihre Opfer regions- und plattformübergreifend aus. Der Wechsel von Krypto zu Gold zeigt ebenfalls, wie einfach diese Gruppierungen eine neue Nische finden können. Die beste Verteidigung ist, das öffentliche Bewusstsein für diese Art von Betrug zu schärfen. Bei den Anwendern sollten die Alarmglocken klingen, wenn sie SMS oder Direktnachrichten von Dating-Apps oder Social-Media-Kanälen von Unbekannten bekommen, die ein Gespräch anregen und dann lieber auf WhatsApp oder Telegram wechseln möchten. Besonders, wenn auch noch Behauptungen über Gewinne aus Kryptowährungen oder anderen Geschäften fallen.“

Den vollständigen Bericht gibt es hier.

 

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