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Das Gros aller Cyber-Angriffe läuft über verschlüsselte Kanäle

Malware ist und bleibt die größte Bedrohung für Privatpersonen und Unternehmen. Die Fertigungsindustrie, das Bildungswesen und das Gesundheitswesen sind die beliebtesten Ziele. Besorgniserregend: Immer mehr Angriffe laufen über verschlüsselte Kanäle und sind damit schwieriger zu entdecken.

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©AdobeStock/Alexander

Zscaler hat jetzt den neuen jährlichen Report seines ThreatLabZ-Teams zum „State of Encrypted Attacks“ veröffentlicht. Er zeigt Trends von HTTPS-basierten Angriffen, die auf der Analyse von mehr als 24 Milliarden Bedrohungen von Oktober 2021 bis September 2022 basieren. Die Untersuchung stützt sich auf Erkenntnisse aus mehr als 300 Billionen täglichen Signalen und 270 Milliarden täglichen Transaktionen in der Zscaler Zero Trust Exchange – einer der weltweit größten Sicherheits-Clouds.

Der Report konstatiert, dass verschlüsselte Angriffe mehr denn je ein großes, weltweites Problem sind: Mehr als 85 Prozent aller Angriffe nutzen inzwischen verschlüsselte Kanäle in verschiedenen Phasen der Angriffskette – ein Anstieg um 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

„Während Unternehmen ihre Cyberabwehr weiter vorantreiben, gehen auch die Angreifer immer raffinierter vor und setzen zunehmend auf schwer zu erfassende Angriffstaktiken“, so Deepen Desai, CISO und VP of Security Research and Operations bei Zscaler. „Potenzielle Bedrohungen verstecken sich im verschlüsselten Datenverkehr, begünstigt durch As-a-Service-Modelle, die die technischen Hürden dafür drastisch senken. Für Unternehmen ist es entscheidend, eine Cloud-native Zero Trust-Architektur einzuführen, die eine konsistente Prüfung des gesamten Internet-Datenverkehrs ermöglicht und diese Angriffe wirksam abwehrt.“

Malware bei Cyberkriminellen weiter der Favorit

Obwohl Cyberkriminelle eine Vielzahl von Angriffstaktiken im verschlüsselten Datenverkehr verstecken, ist Malware weiterhin am weitesten verbreitet. Bösartige Skripte und Payloads, die während der gesamten Angriffssequenz verwendet werden, machen fast 90 Prozent der verschlüsselten Angriffstaktiken aus, die 2022 blockiert wurden. Zu dieser Kategorie gehört auch Ransomware, die für CISOs nach wie vor ein Hauptproblem darstellt: Im Vergleich zum Vorjahr haben Ransomware-Angriffe um 80 Prozent zugenommen.

Da die Abwehrmaßnahmen immer komplexer werden, haben die Angreifer ebenfalls ihre Techniken erweitert und neue Malware-Varianten entwickelt, die schwerer zu erkennen sind und reputationsbasierte Technologien umgehen können. Zu den häufigsten vom ThreatLabZ-Team beobachteten Malware-Familien, die verschlüsselte Kanäle missbrauchen, gehören ChromeLoader, Gamaredon, AdLoad, SolarMarker und Manuscrypt.

Die üblichen Verdächtigen machen Platz für einen Newcomer

Zu den fünf Ländern, die am häufigsten zum Ziel von verschlüsselten Angriffen wurden, gehören die USA, Indien, Südafrika, das Vereinigte Königreich und Australien. Südafrika ist ein relativer Neuling auf der Liste, der 2022 an die Spitze klettert, nachdem es Frankreich von seinem Platz unter den ersten fünf verdrängt hat. Auch in Japan (613 Prozent), den USA (155 Prozent) und Indien (87 Prozent) sind die Ziele im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen. Die Angriffe in Deutschland häuften sich im Vergleich zum Vorjahr um besorgniserregende 352 Prozent.

Das größte Risiko liegt bei der Produktion und dem Bildungswesen

Nicht alle Branchen sind in gleichem Maße von verschlüsselten Angriffen betroffen; Unternehmen, die ältere Sicherheitslösungen einsetzen, werden häufiger zum Opfer als andere. In diesem Jahr verzeichnete das produzierende Gewerbe einen Anstieg dieser Art von Angriffen um 239 Prozent und löste damit die Technologiebranche als den am stärksten betroffenen Bereich ab. Das verarbeitende Gewerbe ist nach wie vor ein attraktives Ziel für Cyberkriminelle, da sich die Branche in den letzten Jahren stark gewandelt hat, unter anderem durch die Einführung neuer Maßnahmen zur Bewältigung von COVID-19 sowie von Infrastrukturen und Anwendungen im Zusammenhang mit Lieferkettenproblemen. Eben durch diese Einführung neuer Anwendungen, Produkte und Dienstleistungen hat sich jedoch die Angriffsfläche der Unternehmen vergrößert, so dass viele von ihnen anfällig für die Ausbeutung neuer Schwachstellen sind, die in Zukunft behoben werden müssen.

Die nächstgelegene Branche mit dem größten Anstieg an Angriffen war das Bildungswesen mit einem Zuwachs von 132 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit bleibt das Bildungswesen das zweite Jahr in Folge ein dominierendes Ziel, mit einem Anstieg der Angriffe um 50 Prozent von 2020 bis 2021. Branchen wie das Bildungswesen und die Fertigungsindustrie profitieren am meisten von der Zero Trust-Architektur, die eine Überprüfung des gesamten Internet-Datenverkehrs ermöglicht, um verdächtige Aktivitäten zu erkennen und das wachsende Risiko verschlüsselter Angriffe zu mindern.

Positiv zu vermerken ist, dass im Jahr 2022 die Angriffe auf Regierungsorganisationen und den Einzelhandel um 40 Prozent beziehungsweise 63 Prozent zurückgingen. Der Einzelhandel hatte 2021 einen starken Anstieg der verschlüsselten Angriffe zu verzeichnen, da die Angreifer die pandemiebedingten E-Commerce-Trends ausnutzten, die sich jedoch im vergangenen Jahr wieder normalisiert haben. Strafverfolgungsbehörden auf der ganzen Welt sind aktiv gegen Cyberkriminelle vorgegangen, die es auf diese kritischen Branchen abgesehen haben, wodurch diese weniger attraktive Ziele für Hackergruppen auf der Suche nach dem schnellen Geld waren.

 

Den vollständigen Bericht „2022 State of Encrypted Attacks Report“ gibt es hier.

 

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