Treuhänder im Darknet pfeifen auf Ehrenkodex
Im Darknet agierende Cyberkriminelle hegen Besorgnis hinsichtlich ihrer eigenen Sicherheit und möchten keinesfalls zum Opfer ihrer "Kollegen" werden. Deshalb greifen sie bei Geschäftsabschlüssen wie dem Erwerb von Datenbanken, Konten oder Unternehmenszugängen auf die Dienste von Vermittlern zurück, um sich abzusichern. „Bedauerlicherweise“ für die Kriminellen stellt sich jedoch heraus, dass selbst diese Treuhänder keine Garantie gegen Betrug bieten.
Zwischen 2020 und 2022 wurden im Darknet über eine Million Nachrichten zu Vermittler- oder Treuhandservices gepostet, wie eine aktuelle Analyse von Kaspersky zeigt. Treuhänder fungieren als Drittpartei, um Cyberkriminellen zu helfen, bei Käufen, Verkäufen und Partnerschaften in Bezug auf Daten und Dienstleistungen Betrugsrisiken zu verringern und die Einhaltung von Vereinbarungen zu kontrollieren. Bei den Treuhändern kann es sich sowohl um einen Menschen als auch ein automatisches System handeln, das entwickelt wurde, um vergleichsweise gewöhnliche Geschäftsvorgänge zu beschleunigen und zu vereinfachen. Bei teuren oder untypischen Fällen beauftragen Cyberkriminelle jedoch fast immer menschliche Mittelspersonen.
Cyberkriminelle zahlen den Treuhändern drei bis 15 Prozent pro Transaktion für ihre Dienste. Laut Sicherheitsanalysten stieg die Anzahl der Nachrichten, in denen Treuhanddienste im Darknet erwähnt wurden, in der zweiten Hälfte des Jahres 2021 stark an und stand in Zusammenhang mit der Dynamik cyberkrimineller Aktivitäten in Telegram-Kanälen. Dies war eine Reaktion auf die Kompromittierung mehrerer Dark-Web-Foren Anfang 2021, was dazu führte, dass Mitglieder der Dark-Web-Community vermehrt auf Telegram wechselten. Im Jahr 2022 gab es einen allgemeinen Rückgang der Aktivitäten auf Schattenressourcen, was möglicherweise auf die eskalierte geopolitische Situation zurückzuführen ist, die viele Cyberkriminelle dazu veranlasste, ihre illegalen Aktivitäten einzustellen und ihr angesammeltes Geld zu transferieren. Trotzdem wurden Ende 2022 wieder zunehmende Aktivitäten im Zusammenhang mit Treuhandkonten festgestellt.
Trotz der Regeln und Etikette im Darknet gibt es keine Garantie, dass Treuhänder Betrug verhindern können. Verkäufer, Käufer und eben auch die Treuhänder selbst können alle gegen die Vereinbarungen verstoßen. Besonders gefährdet sind Transaktionen mit hohen Summen. Ein aktuelles Beispiel beweist, dass tatsächlich nicht alle Treuhänder ihren Verpflichtungen nachkommen: In einem jetzt aufgedeckten Fall hat ein Treuhänder offenbar 170.000 US-Dollar einbehalten.
Weitere Informationen zu Treuhanddiensten im Darknet sind hier verfügbar.