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Mit proaktiver Abwehr in die Offensive gehen

Viele Experten für Cybersicherheit haben erkannt, dass es nicht mehr ausreicht, nur auf Bedrohungen zu reagieren. Deshalb gehen sie nun auch aktiv vor: Sie verwenden Techniken wie Penetrationstests, Red Teaming und proaktives Threat Hunting, um Schwachstellen und mögliche Angriffsmöglichkeiten frühzeitig zu erkennen. Folgender Beitrag zeigt, was offensiv alles möglich ist – und welche sechs Vorteile aus den entsprechenden Maßnahmen resultieren.

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Foto: ©AdobeStock/Juergen-Baur

Cybersicherheitsexperten haben traditionell stark auf defensive Strategien gesetzt, aus guten Gründen: Diese Strategien reduzieren unmittelbar das Risiko von Cyberangriffen und minimieren potenzielle Schäden an Daten und Systemen. Gesetzliche Vorschriften betonen oft die Notwendigkeit von defensiven Maßnahmen zum Schutz sensibler Informationen, was wenig Raum für offensive Strategien lässt. Der Schutz des Unternehmensrufs vor Datenlecks gibt der Abwehr weiteren Vorrang. Die Defensive erfordert somit viele Ressourcen.

Die ständig wandelnden Gefahren im Cyberbereich und die raffinierten Methoden von Hackern erfordern einen strategischen Wandel in der Herangehensweise an die Cybersicherheit. Insbesondere setzen Angreifer zunehmend evasive und adaptive Techniken ein, um herkömmliche Abwehrmaßnahmen zu umgehen. Nachdem sie einen Endpunkt infiltriert haben, tarnt sich ihre Bewegung oft als unauffälliger Datenverkehr oder als scheinbar harmloses Verhalten.

Offensive Maßnahmen

Offensive Konzepte spielen eine Schlüsselrolle bei der Verbesserung der Fähigkeit von Unternehmen, Cyberbedrohungen zu erkennen, darauf zu reagieren und diese wirksam abzuwehren. Allerdings ist es von großer Bedeutung, diese offensiven Strategien sorgfältig zu planen und dabei die rechtlichen sowie ethischen Konsequenzen zu berücksichtigen. Es ist unerlässlich, dass diese Maßnahmen im Einklang mit den allgemeinen Sicherheitszielen des Unternehmens stehen.

Eine moderne Cybersicherheitsstrategie bedient sich verschiedener Taktiken, um Cybergefahren zu identifizieren oder ihnen entgegenzuwirken:

Penetrationstests: Gezielte Tests zur Aufdeckung von Schwachstellen mit spezifischen Zielen;

Red Teaming: Umfassende Simulationen von Angriffen, um die allgemeine Sicherheit zu überprüfen;

Proaktives Threat Hunting: Aktive Suche nach Anzeichen für böswillige Aktivitäten in bestimmten Bereichen oder Branchen sowie auf spezifischen Zielen wie Anwendungen oder Systemen;

Aktive Verteidigung: Proaktive Maßnahmen, um Angreifer zu behindern (zum Beispiel durch Honeypots);

Cyber-Deception: Erzeugung falscher Informationen, um Angreifer in die Irre zu führen;

Offensive Gegenmaßnahmen: Aktionen, um Angreifer zu kontern;

Schwachstellenanalyse: Identifizierung unbekannter Sicherheitslücken in Anwendungen;

Digitale Forensik: Sammlung von Beweisen im Zusammenhang mit Cyber-Vorfällen;

Cyber-Abschreckung: Abschreckung von Angreifern durch Vorführung einer robusten Reaktion.

Eine offensiv ausgerichtete Cybersicherheitsstrategie bringt zahlreiche Vorteile mit sich:

  1. Verminderung der Angriffsfläche und frühzeitiges Risikoerkennen: Durch Penetrationstests, Red Teaming und proaktives Threat Hunting können potenzielle Schwachstellen und Lücken, die von Angreifern ausgenutzt werden könnten, identifiziert werden.

 

  1. Verbesserung der Abwehrbereitschaft: Ein offensiver Ansatz optimiert die Reaktionsfähigkeit auf Zwischenfälle, indem er Notfallpläne und -prozesse verbessert und damit Kosten reduziert, z.B. durch regelmäßige Tests von Incident-Response-Teams und Disaster-Recovery-Plänen.

 

  1. Besserer Einblick und Verständnis: Das Verständnis für die Denkweise von Angreifern unterstützt Cybersicherheitsteams dabei, Angriffe vorauszusehen, Risiken zu erkennen, wirksame Täuschungstaktiken einzusetzen, gezielte Gegenmaßnahmen zu entwickeln und Verhaltensanalysen zu unterstützen.

 

  1. Informationsaustausch: Die Weitergabe von Informationen zu Risiken verbessert das Bewusstsein für Gefahren, ermöglicht effektivere Schulungen und erleichtert Analysen. Außerdem können Sicherheitsexperten Cybervorfälle genauer analysieren und einordnen.

 

  1. Einhaltung von Vorschriften: Eine offensive Cybersicherheitsstrategie hilft Unternehmen, gesetzliche Vorgaben einzuhalten. Sie zeigt das Engagement für proaktive Sicherheitsmaßnahmen, Datensicherheit und Sorgfaltspflicht, was den Anforderungen von Standards wie ISO 27001, SOC 2 Typ 2, DSGVO, PCI-DSS oder HIPAA entspricht.

 

  1. Sicherung von Geschäftsbeziehungen: Geschäftskunden, potenzielle Käufer und Investoren fordern zunehmend ein hohes Maß an Cybersicherheit als Voraussetzung für erfolgreiche Geschäftsbeziehungen.

Auf der richtigen Seite bleiben

Wer Angriffe simuliert, kann schnell selbst straffällig werden oder andere schädigen. Diese ethischen Bedenken sollten bei allen Red-Team- oder Penetrationstest-Diensten eine Rolle spielen. Unternehmen sollten zuverlässige Anbieter auswählen und den Umfang des Tests klar genehmigen, dabei Datenschutzgesetze beachten und negative Auswirkungen minimieren. Es ist entscheidend, dass die Tester ihre entsprechenden Zertifizierungen vorweisen können, um sicherzustellen, dass sie vertrauenswürdig sind. Schulungen für Mitarbeiter sind ebenfalls wichtig. Nach einem Test ist es notwendig, dass verschiedene Abteilungen zusammenarbeiten, um Schwachstellen zu beheben. Offene Kommunikation und Verantwortlichkeit sind ebenfalls Schlüsselelemente, um sicherzustellen, dass die Tests ethisch und innerhalb der gesetzlichen Grenzen durchgeführt werden.

Eine offensive Cybersicherheitsstrategie bricht mit der reinen Reaktion auf Schwachstellen und ermöglicht Unternehmen, ihre Sicherheit proaktiv zu gestalten. Es ist nicht nur eine Option, sondern eine Notwendigkeit, um sich gegenüber hochentwickelten Angreifern zu behaupten und die Cyber-Resilienz zu stärken. Wer nur hinterherrennt, kommt zu spät!

Foto: Bitdefender

Jörg von der Heydt, Regional Director DACH bei Bitdefender

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