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Mehr Freiheit in der Cloud –: Warum Multi-Vendor-Strategien die Zukunft sind

Der europäische Data Act zwingt Cloud-Anbieter, den Wechsel zwischen Plattformen zu erleichtern. Für Unternehmen und Managed Service Provider ist das eine historische Chance: Wer sich jetzt von proprietären Systemen löst und auf Multi-Cloud-Strategien setzt, gewinnt Kontrolle, Flexibilität und nachhaltige Kosteneffizienz.

2 Min. Lesezeit
Mehrere Cloud-Strukturen nebeneinander
Foto: ©AdobeStock/Leninya

Der sogenannte Vendor Lock-in gehört zu den größten Hemmnissen der digitalen Transformation. Viele Unternehmen haben ihre gesamte IT-Infrastruktur einem einzelnen Hyperscaler anvertraut – und zahlen dafür mit eingeschränkter Flexibilität, steigenden Kosten und Innovationsbremsen.

Mark Appleton, Group Lead Vendor Ecosystem Development bei der ALSO Group, beschreibt es deutlich: „Agilität ist der größte Vorteil kleiner und mittlerer Unternehmen. Wer sich jedoch komplett an einen Anbieter bindet, verliert diese Beweglichkeit und setzt seine Innovationskraft aufs Spiel.“ Ein anbieterabhängiges System beschränkt die Auswahl an Werkzeugen, zwingt in teure Preismodelle und behindert die Integration spezialisierter Lösungen.

Mit der zunehmenden Verbreitung von Künstlicher Intelligenz und steigenden Rechenkosten verschärft sich das Problem. Cloud-Inflation mag sich verlangsamt haben, doch die Gesamtkosten für Rechenleistung steigen weiter. Unternehmen, die ihre Infrastruktur nur auf einen Anbieter stützen, können Preisentwicklungen kaum beeinflussen – sie sind gefangen im System.

Multi-Cloud-Strategien stärken die Wettbewerbsfähigkeit von KMU

Der Data Act der Europäischen Union verpflichtet Anbieter, Datenportabilität zu gewährleisten und Kunden den Wechsel zu anderen Plattformen zu ermöglichen. Das Ziel: Wettbewerb stärken und Abhängigkeiten aufbrechen. Für CIOs ist das ein Weckruf, die eigene Cloud-Strategie zu überdenken.

Eine Multi-Cloud-Architektur mit Lösungen verschiedener Anbieter bietet deutlich mehr Spielraum. Kleine und mittlere Unternehmen können so jene Werkzeuge kombinieren, die optimal zu ihren Zielen passen – unabhängig vom Hersteller. Statt sich mit einem „gut genug“-Paket zufriedenzugeben, lassen sich einzelne Komponenten gezielt austauschen, um Sicherheit, Performance oder Kosten zu optimieren.

Appleton betont: „Die großen Hyperscaler verkaufen ihre Komplettpakete gern als günstig und bequem, doch langfristig zahlen Unternehmen mit Flexibilitätsverlust. Wer seine Cloud modular aufbaut, kann jederzeit die besten Tools nutzen – technisch wie wirtschaftlich.“

Multi-Cloud-Management ohne Chaos

Oft befürchten Unternehmen, dass eine Multi-Vendor-Strategie zusätzliche Komplexität bringt. Doch moderne Cloud-Plattformen und Marktplätze lösen genau dieses Problem. Sie fungieren als zentrale Schaltstelle, über die Managed Service Provider verschiedene Anbieter verwalten, Lizenzen bündeln und Rechnungen konsolidieren können.

So behalten Kunden die Übersicht und profitieren dennoch von einem offenen, flexiblen Cloud-Ökosystem. Für Managed Service Provider bedeutet das, dass sie gleichzeitig als technischer Betreiber und strategischer Berater auftreten können. Über Whitelabel-Marktplätze können sie sogar eine eigene Cloud-Marke aufbauen und ihren Kunden personalisierte Lösungen unter eigenem Branding anbieten.

Die ALSO Group sieht in diesem Modell einen Paradigmenwechsel: Statt IT als isoliertes System zu verstehen, wird sie zu einem vernetzten, dynamischen Gebilde – steuerbar über eine zentrale Plattform, aber offen für vielfältige Anbieter.

Flexibilität als Schlüssel zur digitalen Souveränität

Am Ende steht eine strategische Frage: Unterstützt die aktuelle Cloud-Architektur wirklich die Unternehmensziele – oder macht sie das Unternehmen zum Gefangenen eines einzelnen Ökosystems? Multi-Cloud und Multi-Vendor-Ansätze geben Organisationen die Möglichkeit, ihre IT wieder selbst zu gestalten. Sie erlauben es, Kosten zu kontrollieren, Innovation gezielt zu fördern und Abhängigkeiten zu vermeiden. Für Managed Service Provider eröffnet sich dadurch die Chance, vom reinen Wiederverkäufer zum echten strategischen Partner zu werden.

Appleton fasst zusammen: „Cloud sollte kein geschlossenes System sein, sondern ein flexibles Netzwerk. Wer diese Freiheit nutzt, behält die Kontrolle über seine Kosten, schafft Zukunftssicherheit und stärkt seine Innovationsfähigkeit.“

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