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KI in der Cloud-Security: Tempo, Kontext und Verantwortung

Keine Technologie hat die Arbeit so rasant verändert wie Künstliche Intelligenz. Sie ist Treiber neuer Geschäftsmodelle, Werkzeug für Entwickler – und zugleich eine potenzielle Waffe in den Händen von Angreifern. Besonders in der Cloud, wo Geschwindigkeit und Skalierbarkeit die Regel sind, stellt KI die Sicherheitsarchitektur vor neue Herausforderungen. Gefragt sind Ansätze, die Geschwindigkeit, Kontext und Verantwortung miteinander vereinen.

2 Min. Lesezeit
Mehrere Cloud-Symbole vor Daten
Foto: ©AdobeStock/Лилия Захарчук

Cloud-Angriffe geschehen in Minuten. Noch bevor KI zur breiten Realität wurde, war es für Sicherheitsverantwortliche schwer genug, mit den Taktiken der Angreifer Schritt zu halten. Heute hat sich das Spielfeld noch weiter verschoben. Sicherheit darf daher kein nachträglicher Kontrollpunkt sein, sondern muss in das Design jeder Integration einfließen.

Wer nicht weiß, was kommt, muss mit allem rechnen

Erforderlich ist eine Sicherheitsarchitektur, die Vorfälle in Echtzeit erkennt, bewertet und darauf reagiert. Systeme müssen nicht nur Alarme erzeugen, sondern Handlungsvorschläge mit belastbarer Logik liefern. Entscheidend ist der Kontext: Welche Workloads laufen tatsächlich in der Produktion? Welche Risiken sind real und nicht nur theoretisch? Agentische KI kann hier unterstützen, indem sie Tempo und Kontext beisteuert und Ergebnisse in bestehende Abläufe integriert.

Angreifer machen KI zur Waffe

Künstliche Intelligenz ist weder das Heilsversprechen noch allein eine Gefahr – aber Cyberkriminelle nutzen sie längst für ihre Zwecke. Sie senkt die Einstiegshürden für Angriffe: Phishing-Mails in perfektem Sprachstil, automatisierte Social-Engineering-Kampagnen oder die Beschleunigung komplexer Angriffe sind nur einige Beispiele.

Verteidiger brauchen daher Lösungen, die Klarheit und Handlungsfähigkeit bringen. Systeme, die aus Meldungen konkrete Maßnahmen ableiten, entlasten IT-Teams, reduzieren Fehlalarme und erhöhen die Geschwindigkeit. KI kann dabei die Rolle übernehmen, Signale zu verdichten und Antworten in Echtzeit zu liefern – doch die Verantwortung bleibt beim Menschen.

Vergrößert KI die Angriffsfläche?

Zwischen 2024 und 2025 stieg die Zahl der KI- und ML-Komponenten in Workloads um nahezu fünfhundert Prozent. KI ist damit zu geschäftskritischer Infrastruktur geworden. Sie greift häufig auf sensible Daten zu und vergrößert damit potenziell die Angriffsfläche.

Das macht Governance unverzichtbar. Klassische Sicherheitsmaßnahmen reichen bei generativer KI nicht aus, da Prompts nicht vorab prüfbar sind und Entscheidungen in Echtzeit fallen. Gefordert ist ein Modell nach Zero-Trust-Prinzipien: Jede Eingabe gilt als nicht vertrauenswürdig, jedes Werkzeug erhält nur minimale Rechte, jede Ausgabe folgt vordefinierten Richtlinien. Nur so lässt sich verhindern, dass KI selbst zur Sicherheitslücke wird.

Sicherheit durch Zusammenspiel: Mensch mit Maschine, Sec mit Dev

Das Leitbild lautet: KI ergänzt den Menschen, sie ersetzt ihn nicht. Maschinen liefern Geschwindigkeit und konsistente Analysen, Menschen bringen Urteilskraft und Verantwortung. Effektiv wird dieses Zusammenspiel erst, wenn Signale kontinuierlich aus der Laufzeit gesammelt werden. Momentaufnahmen genügen nicht, da sie entscheidende Entwicklungen übersehen.

Transparente Erkennungslogik ist dabei ein zentrales Kriterium. Black-Box-Entscheidungen schaffen Misstrauen und erschweren die Rechenschaft gegenüber Aufsicht und Management. Offene, nachvollziehbare Regeln erleichtern Anpassungen und stärken die Verantwortlichkeit.

Auch organisatorisch ist Zusammenarbeit entscheidend: Security- und Entwicklungsteams müssen mit denselben Daten arbeiten und Ergebnisse gemeinsam verantworten. KI kann die Brücke schlagen, indem sie Erkenntnisse aufbereitet und in beiden Bereichen nutzbar macht.

Was jetzt nötig ist

Cloud-Sicherheit bedeutet heute, Sicherheitsverletzungen nicht auszuschließen, sondern einzuplanen. Erfolg misst sich nicht an der Zahl der Alarme, sondern an der Zeit bis zur Erkennung und Eindämmung eines Angriffs.

Drei Prinzipien sind dafür zentral: Erstens eine klare Governance für KI, die auf Least-Privilege in der Laufzeit setzt. Zweitens eine partnerschaftliche Aufgabenteilung zwischen Mensch und Maschine. Drittens die enge Zusammenarbeit von Security- und Entwicklungsteams auf Basis gemeinsamer Daten.

So entsteht ein Sicherheitsmodell, das Präzision und Geschwindigkeit vereint. Mit transparenter Logik, nachvollziehbaren Entscheidungen und resilienten Prozessen wird KI nicht zum Risiko, sondern zum Werkzeug für eine Cloud-Security, die Verantwortung in Echtzeit lebt.

Porträt Emanuela Zaccona
Foto: Sysdig

Emanuela Zaccone, AI- und Cybersecurity Product-Strategist bei Sysdig

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