Vom Framework zur Praxis: Mit CIS-Kontrollen zu resilienter Cyberabwehr
Cyberangriffe werden immer ausgefeilter, während Unternehmen unter steigendem Druck stehen, regulatorische und versicherungstechnische Anforderungen zu erfüllen. Doch wo beginnen, wenn alles wichtig scheint? Das CIS Framework bietet eine praxisorientierte Anleitung mit 18 klar definierten Sicherheitskontrollen, um Cyberrisiken gezielt zu reduzieren und IT-Sicherheit messbar zu verbessern.

Das Center for Internet Security (CIS) hat ein praxisnahes Rahmenwerk entwickelt, das Unternehmen hilft, die größten Sicherheitslücken systematisch zu schließen. Die 18 CIS Controls gelten als international anerkannte Best Practices zum Schutz vor den häufigsten Cyberangriffen.
Das Besondere am CIS-Ansatz: Während viele Frameworks wie NIST oder ISO 27001 eher konzeptionell und risikobasiert arbeiten, bietet CIS konkrete, priorisierte Handlungsanweisungen. So können Unternehmen direkt umsetzen, was ihre Abwehr tatsächlich stärkt – unabhängig von Unternehmensgröße oder Branche.
Die CIS Controls wurden in Zusammenarbeit mit Fachleuten aus Regierung, Wissenschaft und Industrie entwickelt. Sie decken alle Ebenen der IT-Sicherheit ab – von der Erfassung und Verwaltung von Geräten über Daten- und Identitätsschutz bis hin zu Schulung, Monitoring und Reaktion auf Sicherheitsvorfälle.
Neben den Kontrollen existieren die CIS Benchmarks, die spezifische Konfigurationsrichtlinien für Technologien wie Betriebssysteme, Cloud-Plattformen und Anwendungen bereitstellen.
CIS vs. NIST – Unterschiedliche Wege, gemeinsames Ziel
Das CIS Framework ist vollständig kompatibel mit dem NIST Cybersecurity Framework (CSF). Beide Modelle ergänzen sich: Während NIST strategisch und risikoorientiert vorgeht, setzt CIS auf konkrete, taktische Umsetzung. Viele Organisationen nutzen CIS Controls, um die NIST-Kategorien praktisch anzuwenden.
Beispielsweise decken die CIS Controls 1 und 2 (Asset-Management) die NIST-Funktion Identify ab, die Controls 3 bis 7 (Daten- und Zugriffsschutz) die Funktion Protect. Überwachung und Anomalieerkennung (CIS 8 und 13) fallen unter Detect, Reaktion auf Vorfälle (CIS 17) unter Respond und Wiederherstellung (CIS 11) unter Recover.
Dadurch lässt sich das CIS Framework nicht nur in NIST, sondern auch in andere Compliance-Anforderungen wie DORA, ISO 27001 oder NIS2 integrieren.
Die 18 kritischen Sicherheitskontrollen im Überblick
Die CIS Controls bilden einen vollständigen Fahrplan zur Cyberabwehr. Jede Kontrolle beschreibt konkrete Maßnahmen – von Grundschutz bis zu fortgeschrittener Härtung.
- 1–2: Bestandsaufnahme von Assets und Software.
Lückenlose Erfassung und Verwaltung aller Systeme, Geräte und Programme verhindert Schatten-IT und reduziert Angriffsflächen. - 3: Datenschutz.
Klassifizierung und Schutz sensibler Informationen sind essenziell, um Compliance und Vertraulichkeit zu gewährleisten. - 4: Sichere Konfiguration.
Standardkonfigurationen sind selten sicher – CIS fordert gehärtete Systeme und regelmäßige Überprüfungen. - 5–6: Konten- und Zugriffskontrolle.
Übermäßige Berechtigungen sind ein Hauptangriffsvektor. Das Framework empfiehlt präzises Berechtigungsmanagement und Mehrfaktor-Authentifizierung. - 7: Schwachstellenmanagement.
Laufende Scans, Bewertungen und Patches minimieren die Zeitfenster für Angriffe. - 8: Protokollierung und Monitoring.
Zentrale Log-Verwaltung schafft forensische Nachvollziehbarkeit und ermöglicht die Früherkennung von Angriffen. - 9–10: Schutz von E-Mail, Browsern und Malware-Abwehr.
Filter, Sandboxing und Endpoint Detection verhindern Phishing und Ransomware-Infektionen. - 11: Datenwiederherstellung.
Ein belastbarer Backup- und Recovery-Plan stellt sicher, dass Daten im Ernstfall schnell wiederhergestellt werden können. - 12–13: Netzwerkmanagement und Verteidigung.
Sichere Netzwerkkonfigurationen und kontinuierliche Überwachung verhindern unbefugte Bewegungen im System. - 14: Security-Awareness.
Menschliche Fehler bleiben eine der größten Schwachstellen. Schulungen und Sensibilisierung sind unverzichtbar. - 15: Management von Dienstleistern.
Schwächen in der Lieferkette müssen durch Sicherheitsüberprüfungen und klare Anforderungen an Dritte adressiert werden. - 16–18: Anwendungssicherheit, Incident Response und Penetrationstests.
Sichere Softwareentwicklung, strukturierte Reaktionsprozesse und regelmäßige Tests erhöhen die Resilienz signifikant.
Mikrosegmentierung als Schlüssel zur Umsetzung
Ein zentraler Erfolgsfaktor bei der Umsetzung der CIS-Kontrollen ist Mikrosegmentierung – die Aufteilung des Netzwerks in kleine, voneinander isolierte Bereiche. Dadurch wird verhindert, dass sich Angreifer lateral bewegen können, wenn sie einmal in das System eingedrungen sind.
Durch die Kombination aus Identitätsmanagement, Mikrosegmentierung und deterministischer Automatisierung entsteht eine dynamische Schutzschicht, die sich laufend an Veränderungen im Netzwerk anpasst – ohne die Komplexität zu erhöhen.
Resilienz beginnt mit Struktur
Das CIS Framework schließt die Lücke zwischen Strategie und Umsetzung. Es bietet eine verständliche, priorisierte Vorgehensweise, die Unternehmen aller Größen befähigt, ihre Sicherheitslage messbar zu verbessern.
Wer die 18 Kontrollen konsequent umsetzt, schafft die Basis für nachhaltige Cyberresilienz: klare Prozesse, automatisierte Schutzmechanismen und eine Kultur des Sicherheitsbewusstseins. Am Ende steht kein theoretisches Modell, sondern eine handfeste Sicherheitsarchitektur – praxisnah, überprüfbar und wirksam gegen die Angriffe von heute und morgen.

Kay Ernst, Manager DACH bei Zero Networks
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