Home » News » Allgemein » Deutsche Wirtschaft sieht Künstliche Intelligenz als Chance, meidet aber den Einsatz

Deutsche Wirtschaft sieht Künstliche Intelligenz als Chance, meidet aber den Einsatz

Deutschlands Unternehmen erkennen die Chancen Künstlicher Intelligenz und sehen zunehmend Vorteile beim Einsatz dieser Technologie – im praktischen Einsatz kommt KI aber kaum voran. Das Wachstum der Unternehmen, die KI bereits nutzen, ist laut Bitkom-Studie marginal.

4 Min. Lesezeit
Foto: ©AdobeStock/Who is Danny

Die Ergebnisse einer Studie im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, für die 606 Unternehmen ab 20 Beschäftigten aus allen Branchen in Deutschland repräsentativ befragt wurden, offenbart Merkwürdiges: 65 Prozent sehen KI als Chance für das eigene Unternehmen, aber nur 9 Prozent setzen sie tatsächlich ein.

Deutschlands Unternehmen erkennen die Chancen Künstlicher Intelligenz und sehen zunehmend Vorteile beim Einsatz dieser Technologie – im praktischen Einsatz kommt KI aber kaum voran. Das Wachstum der Unternehmen, die KI bereits nutzen, ist laut Bitkom-Studie marginal: Waren es vor einem Jahr 8 Prozent, so ist es dieses Jahr nur ein Prozent mehr (9 Prozent). Weitere 25 Prozent diskutieren oder planen den KI-Einsatz, vor einem Jahr waren es noch 30 Prozent. Nur jedes fünfte Unternehmen sieht KI als vornehmlich als Risiko (21 Prozent). Die Unternehmen beklagen vor allem einen Mangel an Fachkräften und Daten. Der Anteil der Unternehmen, für die KI kein Thema ist, steigt gegenüber dem Vorjahr von 59 auf 64 Prozent. „Viele Unternehmen sind aktuell gezwungen, in einen Krisenmodus zu schalten: Steigende Energiekosten, hohe Inflationsraten und unterbrochene Lieferketten setzen der Wirtschaft zu. Investitionen in neue Technologien und KI-gestützte Geschäftsmodelle bleiben zu oft auf der Strecke“, so Bitkom-Präsident Achim Berg. „Künstliche Intelligenz ist eine Schlüsseltechnologie, die praktisch überall zum Einsatz kommen kann –ob in der Automobilbranche, im Maschinenbau oder im Dienstleistungsbereich. Gerade jetzt sollten sich die Unternehmen für die Zeit nach der Krise aufstellen und auch durch KI zukunftsfest machen.“

Vor allem große Unternehmen nutzen Künstliche Intelligenz

Aktuell ist der KI-Einsatz auch eine Frage der Unternehmensgröße. Unter den Unternehmen mit 20 bis 99 Beschäftigten setzen nur 5 Prozent KI ein, bei jenen mit 100 bis 499 sowie 500 bis 1.999 Beschäftigten sind es dagegen 18 Prozent. Und fast jedes zweite Unternehmen (48 Prozent) mit 2.000 oder mehr Beschäftigten nutzt bereits KI. Vor allem schnellere und präzisere Problemanalysen (52 Prozent) sowie beschleunigte Prozesse (43 Prozent) und ein geringerer Ressourcenverbrauch (39 Prozent) werden hervorgehoben. Auch im Personalbereich werden Vorteile gesehen, etwa die Vermeidung menschlicher Fehler (38 Prozent) und die Möglichkeit, durch KI Expertenwissen ins Unternehmen zu holen (36 Prozent). 26 Prozent sagen, durch KI könnten sich Beschäftigte auf andere Aufgaben konzentrieren. KI kann aber auch einen Beitrag für das Geschäftsmodell liefern. 46 Prozent sehen allgemein eine gestärkte Wettbewerbsfähigkeit durch KI, 27 Prozent erwarten verbesserte und 21 Prozent völlig neue Produkte oder Dienstleistungen mit Hilfe von KI. Kostensenkungen nennen dagegen nur 11 Prozent als einen Vorteil von KI. Berg: „Unternehmen sollten die Möglichkeiten von KI zur Verbesserung oder Neuentwicklung von Produkten und Dienstleistungen stärker nutzen. Mit KI lassen sich nicht nur bestehende Prozesse optimieren, KI kann auch das Geschäftsmodell verändern.“

Alle Unternehmen sehen aber auch Risiken beim Einsatz von KI. Am häufigsten genannt werden die Sorge vor neuen IT-Sicherheitsrisiken (79 Prozent), Verstöße gegen Datenschutzvorgaben (61 Prozent) sowie mögliche Anwendungsfehler bei der KI-Nutzung (59 Prozent). Rund die Hälfte der Unternehmen sorgt sich jeweils vor einer mangelnden Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse (49 Prozent), Fehler bei der Programmierung (48 Prozent), einer mangelnden Beherrschbarkeit von KI-Systemen (48 Prozent) sowie davor, dass Fehlerquellen in den Lerndatenbeständen nur schwer erkennbar sind (47 Prozent). 42 Prozent beklagen fehlende Lerndatenbestände, 40 Prozent Haftungsverpflichtungen bei Schäden und 39 Prozent Know-how-Verlust im Unternehmen durch den KI-Einsatz. In jedem dritten Unternehmen (33 Prozent) wird angesichts der kritischen öffentlichen Debatte zu KI ein möglicher Image-Schaden befürchtet. Dagegen spielt Ablehnung in der Belegschaft eine untergeordnete Rolle: 27 Prozent sehen eine Verunsicherung der Beschäftigten als Risiko, ebenso viele einen Kontroll- bzw. Kompetenzverlust bei Führungskräften. Und gerade einmal 16 Prozent befürchten, dass KI die Unmündigkeit der Beschäftigten fördert. „Es braucht mehr Aufklärung zum KI-Einsatz, an dieser Stelle sind auch die Anbieter gefordert“, sagt Berg.

Anschluss an KI-Zug verpasst – Schuld sind Fachkräftemangel und fehlende Daten

Die große Mehrheit aller Unternehmen sieht Nachholbedarf bei Künstlicher Intelligenz. Nur 1 Prozent sieht sich an der Spitze, 13 Prozent unter den Vorreitern. Aber 43 Prozent verorten sich unter den Nachzüglern, 42 Prozent glauben, den Anschluss verpasst zu haben. Optimistischer sieht das Bild aus, wenn man nur die Unternehmen fragt, die bereits KI nutzen. Von ihnen sehen sich 12 Prozent an der Spitze und 54 Prozent unter den Vorreitern. Nur jedes Dritte (34 Prozent) hält sich für einen Nachzügler. „KI ist immer noch eine junge Technologie. Wer sich jetzt konsequent mit KI beschäftigt, wird sich Wettbewerbsvorteile erarbeiten“, so Berg.

Die größten Hemmnisse für den KI-Einsatz in Unternehmen sind derzeit fehlende personelle Ressourcen sowie fehlende Daten (je 62 Prozent). Erst mit deutlichem Abstand folgen fehlende finanzielle Ressourcen (50 Prozent), die Verunsicherung durch rechtliche Hürden (49 Prozent), fehlendes technisches Know-how (48 Prozent) sowie Zeitmangel (46 Prozent). Rund ein Drittel nennt die fehlende Akzeptanz der Beschäftigten (37 Prozent) sowie allgemein fehlendes Vertrauen in KI (33 Prozent). Und rund jedem Fünften (22 Prozent) fehlt es immer noch an Use cases für KI im Unternehmen.

„Deutschland muss international den Anschluss bei KI halten“

Deutschland fällt beim Thema KI im internationalen Vergleich zurück. Nur 6 Prozent der Unternehmen halten Deutschland derzeit für weltweit führend bei KI, vor einem Jahr lag der Anteil noch bei 10 Prozent. Damit liegt Deutschland derzeit in der Einschätzung der Wirtschaft hinter Japan (10 Prozent), China (20 Prozent) und den USA (40 Prozent). Zugleich gehen nur 3 Prozent der Unternehmen davon aus, dass Deutschland 2030 beim Thema KI führend sein wird, vor einem Jahr lag der Anteil noch bei 8 Prozent. 42 Prozent sehen 2030 die USA als führende KI-Nation, 26 Prozent China und 9 Prozent Japan. „Wir müssen in Deutschland ernst machen mit unserer KI-Strategie und quer durch alle Branchen konsequent in die Umsetzung gehen“, sagt Berg.

Der Bitkom-Präsident, Achim Berg.
Foto: Bitkom

Bitkom-Präsident Achim Berg

Künstliche Intelligenz kommt nur langsam voran.

Andere interessante News

Mann vor Laptop macht einen erfolgreichen Check

Wie KMUs ihre IT-Sicherheit checken können

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und Partner haben den CyberRisikoCheck entwickelt, um kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bei der Steigerung ihrer Cyberresilienz zu unterstützen. Über 60 IT-Dienstleister wurden erstmals für die Anwendung dieses Verfahrens geschult.

Security Awareness Schulung

Security-Awareness-Schulungen nur Mumpitz?

Eine aufschlussreiche Umfrage enthüllt alarmierende Schwachstellen in den IT-Sicherheitsstrategien deutscher Unternehmen. Erstaunlicherweise betrachten fast die Hälfte der Geschäftsführungen Security-Awareness-Schulungen als überflüssig.

IoT - Internet of Things Security

Was für den Schutz vernetzter IoT-Geräte nötig ist

Seit dem ersten netzwerkverbundenen Verkaufsautomaten im Jahr 1982 hat sich in der Entwicklung von IoT-Geräten viel verändert. Die Verbindung von Geräten mit dem Internet hat zu großen Innovationen in verschiedenen Bereichen geführt. Allerdings bringen diese Technologien auch erhebliche Risiken mit sich.