Bitkom veröffentlicht düstere Cybercrime-Bilanz
Deutlich mehr als die Hälfte der Internetnutzer wurde in den vergangenen zwölf Monaten Opfer von Cyberkriminalität – doch nur jeder Vierte erstattete Anzeige. Der durchschnittliche Schaden: 219 Euro. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Digitalverbands Bitkom unter 1.021 Internetnutzern ab 16 Jahren in Deutschland.

Die Mehrheit der Internetnutzer in Deutschland wurde in den vergangenen zwölf Monaten Opfer von Cyberkriminalität. Laut einer aktuellen Umfrage des Digitalverbands Bitkom haben 61 Prozent entsprechende Erfahrungen gemacht – ein leichter Rückgang im Vergleich zu den Vorjahren. Dennoch bleibt die Bedrohung hoch. „Die Menschen sind aufmerksamer und schützen sich besser, aber die Gefahr im Netz ist weiterhin groß“, warnt Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst. Er fordert verstärkte Maßnahmen für Cybersicherheit sowohl im privaten als auch im geschäftlichen Bereich.
Die häufigsten Betrugsmaschen
Am weitesten verbreitet ist der Betrug beim Online-Shopping: 36 Prozent der Internetnutzer wurden bereits getäuscht. Dahinter folgen Phishing-Angriffe (30 Prozent), bei denen Betrüger persönliche Daten per E-Mail, SMS oder Telefonanruf stehlen, sowie Schadsoftware-Infektionen (24 Prozent).
Weitere Delikte sind das Ausspionieren von Zugangsdaten (9 Prozent), Betrug beim Online-Verkauf (6 Prozent) und Identitätsdiebstahl (5 Prozent). Zudem wurden 3 Prozent der Befragten mit Deepfake-Technologie getäuscht. Eine relativ neue Betrugsmasche ist das sogenannte Quishing: Hier locken Kriminelle Opfer mit gefälschten QR-Codes auf betrügerische Webseiten, um persönliche Daten oder Zahlungen zu erschleichen.
„Cyberkriminelle entwickeln ständig neue Methoden“, so Wintergerst. „Über Quishing wissen viele Menschen noch zu wenig – hier muss dringend mehr Aufklärung erfolgen.“
Durchschnittlicher Schaden über 200 Euro
Sechs von zehn Betroffenen erlitten einen finanziellen Schaden, der im Schnitt 181 Euro betrug. In einigen Fällen wurden die Kosten im Rahmen von Kulanzmaßnahmen von Banken oder Onlinehändlern übernommen – hier lag der durchschnittliche Schaden mit 609 Euro deutlich höher. Ein Viertel der Opfer gab an, keinen finanziellen Verlust erlitten zu haben. Im Durchschnitt lag die Schadenssumme bei 219 Euro.
Hohe Dunkelziffer durch fehlende Anzeigen
Nur 26 Prozent der Betroffenen erstatteten Anzeige bei der Polizei, weitere 8 Prozent wandten sich an Behörden wie das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Viele suchten stattdessen Rat im privaten Umfeld: 46 Prozent sprachen mit Familie oder Freunden, 39 Prozent änderten ihre Passwörter. Jeder Fünfte reagierte jedoch gar nicht auf die Straftat.
Wintergerst warnt vor der hohen Dunkelziffer: „Cyberkriminalität ist ein massives Problem, das oft nicht gemeldet wird. Wir müssen die Strafverfolgung im digitalen Raum verbessern.“ Die Ergebnisse basieren auf einer repräsentativen Umfrage unter 1.021 Internetnutzern in Deutschland.
