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Hypervisoren im Visier: Ransomware-Angriffe bedrohen die IT-Grundlage

Ransomware entwickelt sich weiter – und rückt auf eine neue Ebene vor. Statt Endpunkte und einzelne Rechner zu verschlüsseln, nehmen Cyber-Kriminelle zunehmend Hypervisoren ins Visier. Damit geraten die zentralen Steuerungssysteme virtualisierter Infrastrukturen ins Fadenkreuz. Ein Angriff auf dieser Ebene kann nicht nur Daten, sondern die gesamte Unternehmens-IT lahmlegen.

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Foto: ©AdobeStock/Amgun

Während klassische Ransomware-Angriffe einzelne Rechner unbrauchbar machen, setzen Hypervisor-Attacken tiefer an. Ziel ist es, die virtuellen Festplatten von Maschinen zu verschlüsseln, sodass diese nicht mehr starten können. Das Ergebnis: komplette Applikationen, Server und Dienste fallen gleichzeitig aus.

Damit vollzieht sich ein Wechsel von der Daten-Geiselnahme auf Endpunkten hin zur systematischen Stilllegung ganzer Infrastrukturen – mit potenziell katastrophalen Folgen für den Geschäftsbetrieb.

Warum Hypervisoren so attraktiv sind

Mehrere Ransomware-as-a-Service-Gruppen wie Cactus, LockBit oder Scattered Spider setzen inzwischen auf Hypervisor-Angriffe. Gründe für diesen Trend:

  • Effizienz durch plattformunabhängigen Code: Mit Programmiersprachen wie Golang oder Rust lassen sich Werkzeuge entwickeln, die auf unterschiedlichen Systemen wirksam sind.
  • Diskretes Vorgehen: Da Endbenutzergeräte oft unberührt bleiben, entsteht weniger öffentlicher Druck, was stille Verhandlungen erleichtert.
  • Höhere Wiederherstellungsrate: Da virtuelle Maschinen vor der Verschlüsselung heruntergefahren werden, lassen sich verschlüsselte Systeme leichter zurücksetzen – ein „Vertrauensbonus“ für Opfer.
  • Sicherheitslücken in der Praxis: Fehlende Multi-Faktor-Authentifikation, unzureichendes Patch-Management oder ungesicherte Administrationsschnittstellen machen Angriffe leichter.
  • Gezielter Druck auf IT-Teams: Statt Tausende Mitarbeiter zu beeinträchtigen, konzentriert sich der Angriff auf ein kleines, überlastetes Team, das unmittelbar unter Zugzwang steht.

Diese Vorteile für Angreifer verdeutlichen, warum sich Hypervisoren zu einem neuen Schwerpunkt entwickeln.

Abwehrstrategien gegen Hypervisor-Angriffe

Unternehmen müssen ihre Verteidigungsstrategien anpassen. Zu den zentralen Maßnahmen gehören:

  • Patch-Management priorisieren: Hypervisoren und deren Administrationssoftware müssen konsequent aktualisiert werden.
  • Multi-Faktor-Authentifikation durchsetzen: Besonders für administrative Zugänge ist dies unverzichtbar.
  • Prinzip der geringsten Privilegien anwenden: Zugriffsrechte strikt auf das Nötigste beschränken.
  • Host-Absicherung stärken: Unnötige Dienste deaktivieren, Firewalls nutzen, separate Admin-Netze einrichten.
  • Detection und Response etablieren: EDR- und XDR-Lösungen mit menschlicher Expertise kombinieren, sei es intern oder über einen MDR-Anbieter.
  • Wiederherstellung gewährleisten: Mit der 3-2-1-1-0-Backup-Regel sowie regelmäßig getesteten Backups für Zero Recovery Surprises vorsorgen.
  • Notfallpläne üben: Klare Handlungsanweisungen für den Ernstfall – von der physischen Isolierung infizierter Hosts bis hin zu Kommunikationsstrategien mit Stakeholdern.

Fazit: Neue Angriffsebene erfordert neue Resilienz

Der Fokus von Ransomware-Angriffen verschiebt sich – weg von Endgeräten, hin zu den zentralen Fundamenten moderner IT. Für Unternehmen bedeutet das: Die bisherige Verteidigungslogik reicht nicht mehr aus. Wer Hypervisoren nicht aktiv absichert, riskiert, dass seine gesamte IT-Infrastruktur mit einem Schlag zum Stillstand kommt. Nur wer Patch-Disziplin, Zugangsschutz, wirksame Wiederherstellungsstrategien und geübte Notfallpläne kombiniert, kann den neuen Angriffstaktiken wirksam begegnen.

Porträt Martin Zugec
Foto: Bitdefender

Martin Zugec, Technical Solutions Director bei Bitdefender

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