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Praxistipps, wie Cyberversicherungs-Prämien bezahlbar bleiben

Trotz der aktuellen Anspannung wird von Experten eine noch dramatischere Zukunft prophezeit, insbesondere im Kontext von Cyberkriegen und Angriffen auf kritische Infrastrukturen. Einige Risiken könnten in absehbarer Zukunft möglicherweise nicht mehr versicherbar sein.

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Cyberversicherung
Foto: ©AdobeStock/BRC Fotografie

Der Cyberversicherungsmarkt hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert und ist anspruchsvoller geworden. Anbieter erhöhen Prämien, setzen Selbstbeteiligungen herauf und intensivieren die Risikoüberprüfung. Um Kosten im Griff zu behalten, sind einige Strategien und Maßnahmen sehr zu empfehlen.

Das Geschäft mit Cyberversicherungen in Deutschland könnte sich bis 2025 zu einem Milliardenmarkt entwickeln, wie Experten von Cyberdirekt prognostizieren. Dieser Trend wird bereits durch einen erheblichen Anstieg des Prämienvolumens von 124 Millionen Euro im Jahr 2018 auf beeindruckende 500 Millionen Euro im letzten Jahr deutlich. Treibende Kraft hinter diesem Anstieg sind insbesondere Neuabschlüsse von Cyberversicherungen.

Gleichzeitig sehen sich die Versicherungsunternehmen mit einer zunehmend dramatischen Lage konfrontiert, bedingt durch die steigende Anzahl und Intensität von Cyberangriffen. Dies hat dazu geführt, dass immer mehr Kunden Opfer von Angriffen werden und entsprechend Schadensersatzansprüche geltend machen. Diese Entwicklung erhöht den Kostendruck für die Versicherungsunternehmen erheblich. Wenn die Auszahlungen für Schadensfälle die Einnahmen aus den Prämien langfristig übersteigen, könnten die Anbieter vor ernsthaften finanziellen Problemen stehen.

In Reaktion darauf haben die Versicherungsunternehmen in den letzten Jahren ihre Annahmerichtlinien verschärft und die Angebotsfristen verkürzt, was wiederum zu Ungunsten der Versicherungsnehmer geht. Insbesondere werden kritische Risiken wie Lösegeldzahlungen nach Ransomware-Attacken in einigen Fällen nicht mehr abgedeckt.

Um die steigenden Kosten für Cyberversicherungen in den Griff zu bekommen, prüfen die Versicherer heute verschiedene Aspekte der IT-Sicherheit von Unternehmen. Das reicht von grundlegenden Sicherheitsmaßnahmen über Schulungen für Mitarbeiter bis hin zur Herangehensweise an das Risikomanagement. Die Erwartungshaltung ist klar: Die Versicherer möchten, dass ihre Kunden nicht nur auf die Versicherung vertrauen, sondern eine umfassende Cybersicherheitsstrategie als oberste Priorität setzen.

Versicherungsprämien in Schach halten

Die Höhe der Prämien wird dabei oft davon beeinflusst, wie gut ein Unternehmen in der Lage ist, proaktive Cybersicherheitsmaßnahmen zu implementieren. Dazu gehören regelmäßige Sicherheitsbewertungen, Schwachstellenmanagement und kontinuierliche Überwachung. Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Existenz eines gut definierten Incident-Response-Plans, der die Reaktion auf Cyberzwischenfälle effektiv steuert.

Eine moderne Methode zur Risikominderung, die immer mehr Beachtung findet, ist das Privileged Access Management (PAM). Hierbei liegt der Fokus auf der Absicherung privilegierter Zugriffe, da kompromittierte Identitäten oft die Hauptursache für Datenschutzverletzungen sind. Die Implementierung von PAM-Kontrollen, einschließlich Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA), automatisierter Passwortverwaltung und einer Least-Privilege-Strategie, kann dazu beitragen, Lateralbewegungen und Datenschutzverletzungen zu minimieren.

Eine enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Versicherern ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung. Beide Parteien verfolgen das gemeinsame Ziel, effektive Abwehrmechanismen gegen Cyberangriffe und Datenvorfälle zu etablieren. Durch den regelmäßigen Austausch über Branchentrends und Risikominderungsstrategien können wertvolle Erkenntnisse gewonnen und günstigere Versicherungsbedingungen ausgehandelt werden.

Trotz der aktuellen Anspannung wird von Experten eine noch dramatischere Zukunft prophezeit, insbesondere im Kontext von Cyberkriegen und Angriffen auf kritische Infrastrukturen. Einige Risiken könnten in absehbarer Zukunft möglicherweise nicht mehr versicherbar sein. Ein Problem, vor dem auch Industrieversicherungen zunehmend stehen. Schon im März letzten Jahres zeigte sich etwa Munich Re-CEO Joachim Wenning äußerst besorgt über die finanziellen Auswirkungen von Cyberangriffen in naher Zukunft. Ähnlich formulierte es auch Mario Greco, CEO der Zurich Versicherungsgruppe. Im Gespräch mit der Financial Times prophezeite er, dass Cyber-Policen bald unbezahlbar sein werden. Immerhin seien gerade durch Attacken auf die kritische Infrastruktur auch vermehrt Menschenleben in Gefahr.

Porträt Andreas Müller

Andreas Müller, Vice President DACH, Delinea

Foto: Delinea

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