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Europa im Visier: Kognitive Cyberkriegsführung: Security Navigator: Hacktivisten bedrohen Europa

Der Security Navigator 2025 enthüllt: Europa ist Hauptziel moderner Hacktivisten. Mit über 6.600 Angriffen seit 2022 setzen pro-russische Gruppen auf kognitive Kriegsführung, die nicht nur Infrastruktur, sondern auch das Vertrauen in Institutionen ins Visier nimmt. Cyber-Erpressung und OT-Angriffe treffen KMUs dabei besonders hart.

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Digitale Bedrohungskarte
Foto: ©AdobeStock/Emile

Orange Cyberdefense, europäischer Anbieter von Cybersicherheitsdiensten, veröffentlicht die sechste Ausgabe des Security Navigator. Die Analyse zeigt, dass 96 Prozent der Angriffe einer pro-russischen Hacktivistengruppe Europa, insbesondere die Ukraine, Polen, Spanien, Italien und die Tschechische Republik, treffen. Europa ist zudem weltweit die zweitstärkste Zielregion von Cyber-Erpressung (Cy-X), mit einem Anstieg der Opferzahlen um 18 Prozent. Besonders betroffen sind Italien, Deutschland und Frankreich, während die nordischen Länder einen Anstieg der Cy-X-Aktivität um 38 Prozent verzeichnen. Der Bericht mahnt, europäische Organisationen müssen ihre Abwehrmaßnahmen dringend verstärken.

Kognitive Angriffe: Die neue Strategie moderner Hacktivisten

Am Beispiel einer pro-russischen Hacktivistengruppe, die seit Anfang 2022 mehr als 6.600 Angriffe durchgeführt, wird gezeigt, dass vor allem europäische Institutionen mit hohem symbolischen Wert ins Visier geraten. Die Bedrohungsakteure setzen dabei zunehmend auf sogenannte kognitive Angriffe: Neben technischen Schäden zielen sie darauf ab, die öffentliche Meinung zu manipulieren, das Vertrauen in Institutionen zu schwächen und gesellschaftliche Stabilität zu untergraben. Angriffe auf Wahlsysteme und andere symbolträchtige Einrichtungen dienen dazu, politische und wirtschaftliche Unsicherheit zu schüren. Diese doppelte Bedrohung – gegen Infrastruktur und öffentliche Wahrnehmung – stellt Organisationen vor die Herausforderung, sowohl physische Systeme als auch das Vertrauen der Gesellschaft zu schützen.

Obwohl sich der Hacktivismus auf Europa konzentriert, bleibt Nordamerika laut des diesjährigen Berichts nicht verschont. Nordamerika, allen voran die USA, war mit einem Anstieg der Cyberangriffe um 25 % gegenüber dem Vorjahr die weltweit am stärksten von Cyber-Erpressung betroffene Region. Darüber hinaus gab es in den USA auch die höchste Konzentration von gezielten Angriffen auf OT-Systeme (Operational Technology), die 49 % aller Vorfälle ausmachten. Dieser Trend unterstreicht die Position der Region als Top-Ziel für finanziell motivierte Angriffe, wirft aber auch die Frage auf, warum Hacktivisten diese Region meiden. Der Security Navigator 2025 vermutet, dass dies daran liegen könnte, dass sie Konsequenzen seitens des Staates fürchten.

Hacktivisten bedrohen betriebliche Technologiesysteme

Hacktivisten greifen zunehmend OT-Systeme an, die für kritische Infrastrukturen wie Energie, Fertigung, Gesundheitswesen und Transport entscheidend sind. Laut dem Security Navigator 2025 geht fast ein Viertel (23 Prozent) der komplexen OT-Angriffe auf ihr Konto. In 46 Prozent der Fälle gelang es, physische Prozesse zu manipulieren, besonders im Versorgungssektor.

Hugues Foulon, CEO von Orange Cyberdefense, betont: „Cyber-Bedrohungen sind zu einem wichtigen Indikator für die Vorhersage globaler geopolitischer Spannungen geworden. Die Erkenntnisse unserer Cyberteams bieten eine neue und solide Perspektive auf internationale Störungen und ihre operativen Folgen für die Gesellschaft. Der Bericht zeigt die dringende Notwendigkeit koordinierter Verteidigungsstrategien in Europa, einschließlich besserer OT-Schutzmaßnahmen und proaktiver Überwachung, um gegen die Mischung aus Cyber-Erpressung, Hacktivismus und kognitiver Kriegsführung vorzugehen.“

Cyber-Erpressung trifft KMUs härter denn je

Alarmierend ist der Anstieg der Cyber-Erpressungsfälle bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs): Die Vorfälle nahmen im Jahresvergleich um 53 Prozent zu. Besonders schwer wiegt die „Re-Viktimisierung“, bei der gestohlene Daten in mehreren Erpressungskampagnen wiederverwendet werden. Dies verschärft den finanziellen und psychologischen Schaden erheblich. Inzwischen stellen KMUs mehr als zwei Drittel der beobachteten Opfer solcher Angriffe.

Die Auswirkungen reichen jedoch über die betroffenen KMUs hinaus. Als wichtige Glieder in den Lieferketten großer Unternehmen können Angriffe auf KMUs Kaskadeneffekte auslösen, die ganze Wertschöpfungsketten stören.

Der Security Navigator 2025 warnt außerdem, dass traditionelle Sicherheitsansätze oft unzureichend sind. Die Vielzahl an Sicherheitslücken bindet Ressourcen, sodass insbesondere kleinere IT-Teams kaum Kapazitäten für präventive Maßnahmen haben, die Angriffe tatsächlich verhindern könnten.

Security Navigator 2025
Der Security Navigator 2025 zeigt: Europa ist Hauptziel von Hackerangriffen

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