Home » News » Cybersecurity » Was uns Cyberangriffe auf den Bildungssektor lehren

Was uns Cyberangriffe auf den Bildungssektor lehren

Der Bildungssektor gerät zunehmend ins Visier von Cyberkriminellen: Im Jahr 2024 wurden Organisationen durchschnittlich 1.673 Mal pro Woche angegriffen – eine alarmierende Zunahme von 44 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Bericht „The State of Cyber Security 2025“ zeigt damit deutlich, wie drastisch sich die Bedrohungslage verschärft hat und wie dringend Handlungsbedarf besteht.

4 Min. Lesezeit
Schulgebäude mit Datenschutz-Symbol
Foto: ©AdobeStock/InkCrafts

Check Point hebt die hohe Verwundbarkeit des Bildungssektors hervor und zeigt gleichzeitig auf, wie dieser besser geschützt werden kann. Kein anderer Sektor ist so stark betroffen: Die Angriffe auf Bildungseinrichtungen stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 75 Prozent auf durchschnittlich 3.574 wöchentliche Attacken. Cyberkriminelle zielen dabei besonders auf die umfangreichen Bestände an persönlichen Daten, die vor allem in US-Schulen gespeichert sind.

Hier sind die sieben wichtigsten Erkenntnisse über Cyberangriffe auf den Bildungssektor – sowie bewährte Maßnahmen, um solche Angriffe effektiv zu verhindern.

  1. Bildungssektor als Hauptziel für Cyberkriminelle
    Bildungseinrichtungen weltweit werden zunehmend zur Zielscheibe von Cyberangriffen. Laut dem Bericht „The State of Cyber Security 2025“ stieg die Zahl der wöchentlichen Angriffe auf Schulen um 75 Prozent auf durchschnittlich 3.574 – mehr als in jedem anderen Sektor. Angreifer nutzen die großen Mengen an sensiblen Daten, die in Schulen gespeichert werden, darunter personenbezogene Informationen von Schülern und Mitarbeitern, Finanzdaten und Forschungsdokumente. Die Komplexität der IT-Infrastrukturen im Bildungsbereich, mit vielen externen Verbindungen für Lehrpläne, Online-Kurse oder Semesterplanungen, erhöht die Angriffsfläche zusätzlich. Hinzu kommt, dass viele Schulen nicht über die notwendigen Ressourcen oder das Know-how verfügen, um ihre Systeme ausreichend zu sichern.
  2. Ransomware verursacht hohe Kosten
    Ransomware-Angriffe treffen Bildungseinrichtungen besonders hart. Durchschnittlich verursachen sie Kosten von 6,6 Millionen US-Dollar pro Angriff bei Schulen und 4,4 Millionen US-Dollar bei Hochschulen. Neben den finanziellen Schäden bleibt die Wiederherstellung der Systeme eine große Herausforderung. Nur 30 Prozent der betroffenen Einrichtungen konnten ihre Systeme innerhalb einer Woche vollständig wiederherstellen. In besonders schweren Fällen, wie beim Lincoln College in den USA, führten Ransomware-Angriffe sogar zur dauerhaften Schließung der Einrichtung. Solche Vorfälle schaden nicht nur dem Ruf der Schulen, sondern beeinträchtigen auch die Qualität der Bildung, da finanzielle Mittel in die Wiederherstellung fließen müssen.
  3. Datendiebstahl als Hauptziel
    Cyberangriffe auf den Bildungssektor zielen häufig auf die Entwendung sensibler Daten ab. Dazu gehören Sozialversicherungsnummern, Geburtsdaten, Finanzhilfedaten und sogar medizinische Informationen wie Allergien. Diese Daten haben im Dark Web einen hohen Wert und werden für Identitätsdiebstahl oder betrügerische Aktivitäten genutzt. Besonders gefährdet sind Minderjährige, da sie selten Maßnahmen wie Kreditüberwachung einsetzen, was Angreifern ermöglicht, unbemerkt Schulden oder Kredite in ihren Namen aufzunehmen.
  4. Phishing als wachsendes Problem
    Phishing-Angriffe nehmen im Bildungsbereich stark zu. Im Jahr 2023 wurden in den USA 12.234 neue Domains im Zusammenhang mit Bildungseinrichtungen erstellt, von denen 9 Prozent bösartig oder verdächtig waren. Cyberkriminelle nutzen gefälschte Plattformen oder E-Mails, die sich als vertrauenswürdige Dienste ausgeben, um Anmeldedaten zu stehlen oder Malware zu verbreiten. Diese Angriffe führen nicht nur zu Datenverlusten, sondern auch zu finanziellen Schäden und rechtlichen Konsequenzen, wenn Datenschutzgesetze verletzt werden. Zudem untergraben sie das Vertrauen von Schülern, Eltern und Mitarbeitern, was langfristige Beziehungen und den Ruf der Institutionen gefährdet.
  5. Fernunterricht schafft neue Schwachstellen
    Die Umstellung auf Fernunterricht während der Pandemie hat viele Bildungseinrichtungen vor unvorhergesehene Herausforderungen gestellt. Unsichere Heimnetzwerke, schlecht geschützte Videokonferenz-Tools und gemeinsam genutzte Geräte ohne ausreichenden Schutz haben neue Angriffsvektoren geschaffen. Auch nach der Pandemie bleibt die Absicherung dieser erweiterten Netzwerke eine Herausforderung, da viele Einrichtungen keine ausreichenden Sicherheitsmaßnahmen implementieren konnten.
  6. Mangelnde Budgets für Cybersicherheit
    Trotz wachsender Bedrohungen hinken die Budgets für Cybersicherheit im Bildungssektor hinterher. Laut dem Moody’s Global Cyber Risk Insurer Survey machen Cybersicherheitsausgaben nur sieben Prozent der IT-Budgets von Hochschulen aus – deutlich weniger als in anderen Branchen, wo der Durchschnitt bei zehn Prozent liegt. Diese finanziellen Engpässe machen Bildungseinrichtungen zu leichten Zielen für Cyberkriminelle, die wissen, dass Schulen oft nicht in der Lage sind, sich gegen komplexe Angriffe zu verteidigen. Häufig setzen Angreifer auf den Diebstahl persönlicher Daten, da diese leichter zu monetarisieren sind.
  7. Gefahr durch KI-unterstützte Angriffe
    Cyberkriminelle nutzen zunehmend künstliche Intelligenz (KI), um ihre Angriffe zu optimieren. Mit KI-Tools erstellen sie überzeugende Phishing-E-Mails, die sich als Lehrer oder Institutionen ausgeben, um Schüler oder Mitarbeiter zu täuschen. Zudem können KI-basierte Tools verwendet werden, um Malware zu verbreiten oder Schwachstellen in Netzwerken zu identifizieren und auszunutzen. Diese fortschrittlichen Methoden machen Angriffe schneller, intelligenter und schwerer zu erkennen – ein wachsendes Risiko für den Bildungssektor, der häufig nicht auf solche Bedrohungen vorbereitet ist.

Prävention als Schlüssel zur Cybersicherheit

Bildungseinrichtungen können ihre Systeme und Daten mit gezielten Maßnahmen effektiv schützen. Diese proaktiven Schritte sind entscheidend:

  • Starke Passwörter: Für jeden Account sollten sichere und eindeutige Passwörter verwendet werden. Die Verwaltung lässt sich durch einen Passwort-Manager vereinfachen.
  • Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA): MFA fügt eine zusätzliche Sicherheitsebene hinzu und schützt Konten selbst dann, wenn Passwörter kompromittiert werden.
  • Schulungen: Schüler und Mitarbeiter sollten regelmäßig über die Gefahren von Phishing und Social Engineering aufgeklärt werden, damit sie verdächtige Links oder E-Mails besser erkennen können.
  • Endpoint-Security: Alle Geräte sollten mit Sicherheitssoftware ausgestattet sein, um vor Malware und unbefugtem Zugriff geschützt zu werden.
  • Regelmäßige Updates: Software sollte stets auf dem neuesten Stand gehalten und Schwachstellen durch Updates und Patches behoben werden.
  • Sichere Backups: Es sollten regelmäßige Backups erstellt und sicher offline gespeichert werden, um im Falle eines Angriffs schnell reagieren zu können.
  • KI-gestützte Sicherheitslösungen: Der Einsatz von KI-Tools kann dabei helfen, Bedrohungen in Echtzeit zu erkennen und gezielt abzuwehren.

Mit diesen Maßnahmen können Bildungseinrichtungen ihre Cybersicherheit stärken, Schwachstellen minimieren und Angriffe proaktiv abwehren.

Andere interessante News

Digitale Darstellung einer Bedrohungssituation

Bitkom veröffentlicht düstere Cybercrime-Bilanz

Deutlich mehr als die Hälfte der Internetnutzer wurde in den vergangenen zwölf Monaten Opfer von Cyberkriminalität – doch nur jeder Vierte erstattete Anzeige. Der durchschnittliche...

Phishing-Symbol

Studie: Fertigungsbranche häufigstes Ziel von Spear-Phishing-Angriffen

Aktuelle Studienergebnisse belegen, dass die Fertigungsbranche das Hauptziel von Spear-Phishing-Angriffen ist. In den vergangenen sechs Monaten entfielen nicht weniger als 41 Proze...

Laptop-Bildschirm mit Ransomware-Warnung

Ransomware-Szene im Umbruch: Aktuelle Entwicklungen und wichtige Trends

Ransomware bleibt eine ständige Bedrohung, verändert sich jedoch stetig. Während große Akteure wie LockBit und ALPHV/BlackCat verschwinden, rücken neue Gruppen nach. Ransomware-as-...