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Angreifern den Weg abschneiden: Lateral Movement erkennen und verhindern

Cyberangreifer bleiben nach dem ersten Zugriff nicht stehen, sondern bewegen sich geschickt seitwärts durch das Netzwerk. Dieses sogenannte Lateral Movement ist oft der entscheidende Schritt auf dem Weg zu sensiblen Daten und kritischen Systemen. Welche Angriffstypen nutzen diese Taktik, welche Risiken entstehen – und wie lässt sich die unsichtbare Ausbreitung im Netzwerk wirksam stoppen?

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Maskierter Hacker vor Daten
Foto: ©AdobeStock/Leopard

Einmal im Netzwerk – und dann systematisch weiter: So sieht der typische Ablauf vieler Cyberangriffe heute aus. Mit dem ersten erfolgreichen Zugriff beginnt die Phase der lateralen Bewegung (Lateral Movement). Angreifer bewegen sich seitlich durch das Netzwerk, um Berechtigungen zu erweitern, Systeme zu kartieren und schließlich Zugriff auf sensible Daten oder kritische Systeme zu erlangen. Wer hier zu spät reagiert, riskiert Datenverluste, Betriebsunterbrechungen oder Erpressung mit Schadsoftware.

Lateral Movement – die unterschätzte Gefahr

Trotz ihrer zentralen Rolle in modernen Angriffsszenarien wird Lateral Movement in vielen Unternehmen immer noch unterschätzt. Laut Microsoft Digital Defense Report 2024 sind neun von zehn Unternehmen derzeit mindestens einem aktiven Angriffspfad ausgesetzt, und 80 Prozent davon führen direkt zu kritischen Assets. VMware berichtet, dass bei einem Viertel aller Cyberangriffe laterale Bewegungen dokumentiert wurden. Die Bedrohung ist real – und sie wächst.

Wie Angreifer lateral vorgehen

Der Einstieg gelingt oft über Phishing oder gestohlene Zugangsdaten. Danach nutzen Angreifer unzureichende Segmentierung, übermäßige Berechtigungen und schlecht geschützte Systeme, um sich Schritt für Schritt durch das Netzwerk zu bewegen. Typische Taktiken sind:

  • Pass-the-Ticket / Pass-the-Hash
  • Kerberoasting (Technik in Windows-Umgebungen, um Passwörter von AD-Servicekonten mit Kerberos-Authentifizierung zu stehlen)
  • Missbrauch von Admin- und Servicekonten
  • Nutzung legitimer Tools zur Tarnung

Diese Techniken bleiben häufig unentdeckt – vor allem, wenn Unternehmen keine verhaltensbasierten Erkennungssysteme einsetzen.

Drei Angriffstypen, bei denen Lateral Movement besonders relevant ist:

  • Ransomware: infiziert möglichst viele Systeme, bevor sie zuschlägt
  • Datenexfiltration: sucht gezielt nach sensiblen Informationen für Erpressung oder Weiterverkauf
  • Botnet-Infektionen: übernehmen zusätzliche Systeme für spätere Großangriffe (zum Beispiel DDoS)

Warum ist Lateral Movement so schwer zu verhindern?

Ein zentrales Problem: Die IT-Umgebungen moderner Unternehmen sind dynamisch, komplex und oft historisch gewachsen. Zugriffsrechte sind nicht immer konsequent begrenzt, und viele Sicherheitslösungen erfordern manuelle Konfigurationen, die im Alltag zu aufwendig sind. Das macht es Angreifern leicht, sich unbemerkt auszubreiten.

Strategien gegen laterale Bewegungen

Um Lateral Movement zu unterbinden, braucht es eine Kombination aus präziser Zugriffskontrolle, intelligentem Netzwerkdesign und automatisierter Durchsetzung. Die wichtigsten Ansätze:

  • Mikrosegmentierung: Teilt Netzwerke in abgeschottete Zonen, in denen nur explizit erlaubte Kommunikation möglich ist. So wird die Ausbreitung eines Angriffs gestoppt, bevor er andere Systeme erreicht.
  • Prinzip der geringsten Rechte (PoLP): Benutzer und Anwendungen erhalten nur die minimal notwendigen Berechtigungen – nicht mehr.
  • Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA): verhindert, dass gestohlene Zugangsdaten allein ausreichen, um auf kritische Systeme zuzugreifen.
  • Zero Trust Security: Jeder Zugriff wird überprüft – unabhängig davon, ob er intern oder extern erfolgt.
  • Automatisierte Richtlinien: Vermeiden manuelle Konfigurationen durch automatische Generierung, Anpassung und Durchsetzung von Sicherheitsregeln auf Basis von Netzwerkverhalten.
  • Früherkennung: Bedrohungen aufspüren, bevor sie eskalieren

Lateral Movement erfolgt oft innerhalb weniger Minuten nach der Kompromittierung. Eine rein reaktive Sicherheit reicht deshalb nicht aus. Effektive Früherkennung basiert auf:

  • Verhaltensanalysen (UEBA): erkennen abweichendes Benutzerverhalten, etwa ungewöhnliche Logins oder Dateiaktionen
  • Netzwerk-Traffic-Analyse (NTA): identifiziert auffälligen Ost-West-Verkehr zwischen Systemen
  • SIEM- und Log-Analyse: korreliert Ereignisdaten, um verdächtige Aktivitäten sichtbar zu machen
  • Endpoint Detection and Response (EDR): verfolgt Prozesse und Datenströme direkt auf den Endpunkten
  • Täuschungstechnologie (Deception / Honeypots): lenkt Angreifer auf kontrollierte Systeme, um ihr Verhalten zu analysieren und rechtzeitig zu reagieren
  • Mikrosegmentierung: Der praktikable Weg zur Eindämmung

Zero Networks zeigt, wie moderne automatisierte Mikrosegmentierung heute ohne den Aufwand klassischer Ansätze realisierbar ist. Die Lösung setzt auf:

  • Infrastrukturunabhängigkeit und native Firewall-Integration
  • Automatisierte Gruppenbildung und Richtliniendefinition
  • Netzwerkbasierte MFA zur Absicherung kritischer Ports
  • Dynamische Richtliniendurchsetzung auf Basis von Echtzeitverhalten

Der Vorteil: Unternehmen können in wenigen Tagen statt Monaten oder Jahren eine granulare Netzwerkabschottung etablieren – ohne manuelle Pflege oder starre Konfigurationen.

Laterale Bewegungen sind kein Nebenschauplatz – sie sind ein zentrales Risiko moderner Cyberangriffe. Wer Angreifern die seitliche Ausbreitung verwehrt, reduziert nicht nur das Risiko von Datendiebstahl und Systemausfällen, sondern erhöht die Resilienz des gesamten Netzwerks. Mikrosegmentierung, Zero Trust und automatisierte Sicherheitsrichtlinien liefern dafür die nötigen Werkzeuge – einfach, skalierbar und wirksam.

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