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Luftfeuchtigkeit im Griff: Warum Kalibrierung für Rechenzentren entscheidend ist

Rechenzentren sind Teil der kritischen Infrastruktur und müssen höchste Betriebssicherheit gewährleisten. Neben Temperatur und Taupunkt spielt die Luftfeuchtigkeit eine zentrale Rolle. Doch nur korrekt kalibrierte Sensoren liefern zuverlässige Werte. Fehlerhafte Messungen können Ausfälle, Kostensteigerungen und Compliance-Verstöße nach sich ziehen.

3 Min. Lesezeit
Kalibriertes Rechenzentrum
Foto: ©AdobeStock/Tumelo

Auch wenn es keine direkten gesetzlichen Vorgaben gibt, gilt in der Praxis ein Bereich von 40 bis 60 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit als optimal für den Betrieb von Rechenzentren. Unterschreitungen erhöhen das Risiko elektrostatischer Entladungen, die empfindliche Elektronik beschädigen können. Überschreitungen bergen die Gefahr von Kondenswasserbildung, Korrosion und Kurzschlüssen. Damit ist die Luftfeuchtigkeitskontrolle ein zentrales Element des vorbeugenden Schutzes – für Daten, Systeme und Investitionen.

Warum Kalibrierung unverzichtbar ist

Feuchtigkeitssensoren sind die Grundlage aller Kontroll- und Regelsysteme im Rechenzentrum. Doch wie jedes Messgerät können sie mit der Zeit abweichen. Schon kleine Ungenauigkeiten führen zu unnötigen Klimaanpassungen, steigenden Energiekosten und potenziellen Verstößen gegen Service Level Agreements. Auch die Umweltbilanz wird belastet: Übermäßiges Kühlen oder Befeuchten bedeutet unnötigen Energieverbrauch. Kalibrierte Sensoren schützen somit nicht nur die Infrastruktur, sondern auch Budgets und Nachhaltigkeitsziele.

Hohe Anforderungen an Compliance

Ein weiterer Aspekt ist die Nachvollziehbarkeit. In sensiblen Branchen wie Finanzwesen, Gesundheitswesen oder öffentlichem Sektor können ungenaue Sensoren zu Audit-Fehlern und regulatorischen Problemen führen. Selbst wenn die realen Umgebungsbedingungen im grünen Bereich lagen, reicht ein fehlerhafter Messwert, um als Verstoß dokumentiert zu werden. Kalibrierungsnachweise sind daher Pflicht: Wann wurde ein Sensor geprüft, mit welchem Standard, und welches Ergebnis wurde erzielt? Nur so lassen sich interne wie externe Prüfungen bestehen.

Praktische Hürden bei der Kalibrierung

Sensoren sind meist in sicherheitskritischen Zonen verbaut – in Server-Racks, Lüftungssystemen oder Rückluftkanälen. Dort gelten strikte Zugriffs- und Wartungsprotokolle. Kalibrierungen müssen sorgfältig abgestimmt werden, um den Betrieb nicht zu unterbrechen. Auch das Mitbringen externer Geräte unterliegt strengen Regeln. Besonders in Hochsicherheitsumgebungen sind selbst Datenexporte für Kalibrierungsprotokolle genau reglementiert. Was nach Routine klingt, wird damit schnell zur logistischen Herausforderung.

Mann mit Feuchtigkeitsgenerator/Kalibrator
Foto: Fluke

In großen Umgebungen ist es oft nicht praktikabel, Feuchtigkeitssensoren zur Kalibrierung vollständig zu deinstallieren. Ein tragbarer Feuchtigkeitsgenerator/Kalibrator ist klein genug, um ihn auf einem Wagen zu transportieren, sodaß Techniker nicht nur auf das Labor beschränkt sind.

Outsourcing oder interne Lösung?

Viele Betreiber lagern die Kalibrierung an externe Dienstleister aus. Das spart Investitionen, birgt jedoch Risiken: Fremdpersonal muss geprüft, Wartungsfenster müssen koordiniert und Sicherheitsauflagen strikt eingehalten werden. Außerdem machen Versand und externe Logistik den Prozess weniger flexibel. Hinzu kommen hohe laufende Kosten, insbesondere bei großen Rechenzentren mit Hunderten von Sensoren.

Immer mehr Betreiber setzen daher auf interne Kalibrierung mit eigenen Messkammern und Referenzsystemen. Moderne Geräte erlauben ISO-17025-konforme Prüfungen, sind portabel und können mehrere Sensoren gleichzeitig kalibrieren. Zwar ist die Anschaffung kostenintensiv, doch amortisieren sich die Investitionen bei großen Umgebungen schnell. Zudem behalten Betreiber die volle Kontrolle über Prozess, Sicherheit und Dokumentation.

Strategische Bedeutung für den Betrieb

Rechenzentren werden immer größer, leistungsfähiger und unverzichtbarer. Damit sinkt der Spielraum für Fehler. Eine genaue Feuchtigkeitskontrolle ist weit mehr als eine technische Pflichtaufgabe: Sie ist ein strategischer Baustein für Betriebssicherheit, Kostenkontrolle und regulatorische Konformität.

Die Kalibrierung von Sensoren schlägt die Brücke zwischen Compliance und Betriebseffizienz. Sie verhindert unnötige Energieverbräuche, schützt sensible Hardware und stellt sicher, dass Service Level Agreements zuverlässig eingehalten werden. Unternehmen, die rechtzeitig in geschulte Mitarbeiter, geeignete Tools und dokumentierte Verfahren investieren, sichern nicht nur ihre technische Integrität – sie schützen auch ihre Reputation.

Fazit: Präzision als Zukunftsversicherung

Die Überwachung und Kalibrierung der Luftfeuchtigkeit ist längst kein Randthema mehr. Sie ist entscheidend für den Schutz von Daten, Systemen und Investitionen. Rechenzentren, die diesen Aspekt vernachlässigen, riskieren Ausfälle, Kosten und Compliance-Verstöße. Wer ihn ernst nimmt, gewinnt Betriebssicherheit, Nachhaltigkeit und langfristige Wettbewerbsfähigkeit.

Porträt Abhishek Kamerkar
Foto: Fluke

Abhishek Kamerkar, Senior Global Product Manager bei der Fluke Corporation.

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